Viele Studien untersuchen die Effizienz von Werbung auf den verschiedenen Medienkanälen und betrachten dazu den ROI (Return on Investment). Der ROI ergibt sich aus dem Verhältnis von Mediainvestment und dem daraus generierten Umsatz. Für die Mediaplanung hat eine solche Status-Betrachtung jedoch nur wenig Relevanz. Entscheidender ist die Frage, was jeder weitere Euro an Return bringt. Nur so lässt sich entscheiden, in welchem Kanal der nächste Werbe-Euro besser investiert ist. Dabei ist auch entscheidend, wie sich dieses Verhältnis bei unterschiedlichen Investmentlevels verändert, also wie skalierbar der ROI ist. Genau hier setzt das Konzept des ROI+ an.
Der ROI+
Im Gegensatz zum ROI ist der ROI+ also kein Mittelwert. Der ROI+ stellt den inkrementellen ROI dar, den Return-on-Investment jedes zusätzlichen Euros Media-Invest. Die folgende Abbildung macht diesen Unterschied deutlich.
Welche Relevanz hat der ROI+?
Eine alleinige ROI-Betrachtung birgt Risiken, weil die Skalierbarkeit von Medien durch eine statische Betrachtung nicht abgebildet wird. Bei der Berechnung des ROI wird zwar nur ein Media-Invest gemittelt, der ROI suggeriert jedoch, dass diese Effizienz auch bei weiteren Invests gleichbleibend gegeben ist. Das Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen ist aber nicht linear, sondern flacht ab (siehe Abb. 2). Der ROI+ bildet dahingegen die Skalierbarkeit von Medien ab. Das ist vor allem bei reichweitenstarken Medien wie TV wichtig, denn deren Effizienz hält mit zunehmendem Media-Invest länger an.
Der ROI für TV beträgt 10,6, der ROI für SEA Non-Brand 12,7. Bei einer reinen ROI-Betrachtung würde die Entscheidung automatisch für SEA Non-Brand als effizienteres Medium fallen. Betrachtet man nun aber den ROI+ so zeigt sich, dass dieser für TV 8,9 beträgt, für SEA Non-Brand hingegen nur 3,2. Das bedeutet, dass ein weiterer Euro Media-Invest in TV 8,9 Euro Umsatz, in SEA Non-Brand hingegen jetzt nur noch 3,2 Euro Umsatz generiert.
Der ROI+ ist also ein wichtiges Kriterium, mit dem teure Fehlentscheidungen in der Allokation von Media-Invests vermieden werden können.
Wie wird der ROI+ bestimmt und wie kann er für die Mediaplanung genutzt werden?
Wie der ROI+ aktiv für die Planung genutzt werden kann, zeigt Abbildung 3.
Legt man die ROI+ Kurven von TV und SEA Non-Brand übereinander, schneiden sich beide Kurven bei einem ROI+ von 11 und bei einer Mio. Invest. Der ROI+ ist mit 11 also gleich hoch d.h. ein weiterer Euro Media-Invest liefert in beiden Medien den gleichen Return.
Der ROI+ bei SEA Non-Brand ist bei kleineren Invests höher. Daher ist es bei kleineren Budget-Kategorien effizienter, das Media-Budget in SEA Non-Brand zu investieren. Ab dem Schnittpunkt der beiden Kurven wird es effizienter, in TV zu investieren.
Dieses Prinzip kann auf viele weitere Medien erweitert werden. Der Schnittpunkt der ROI+-Kurven stellt dabei jeweils das optimale ROI+-Niveau dar: Alle Medien liefern hier bei einem inkrementellen Euro Media-Invest den gleichen inkrementellen Umsatz. Dies ist folglich der Media-Mix, der das optimale Preis-Leistung-Verhältnis hat.
Diese homogene Berechnung des ROI+ stellt sicher, dass jedes Medium im Mix nur so lange Budget erhält, wie es effizient zur Umsatzgenerierung beiträgt.
Ein Meta-Modelling zur Bestimmung des ROI+
Der ROI+ kann kundenindividuell bestimmt werden, er kann aber auch über ein Meta-Modelling ermittelt werden – eine spannende Methode, da das Meta-Modelling Aussagen auf Branchenebene zur generellen Wirkungsweise von Medien im Mix erlaubt.
Die folgend dargestellten Ergebnisse basieren auf einem Meta-Modelling von Marken aus den Bereichen Omnichannel Retail und Finance (insgesamt acht Marken). Es wurde darauf geachtet, dass ein möglichst breites Ausgangniveau für die einzelnen Medien vorliegt. Der Zeitraum wurde konstant gehalten (2016 bis 2018). Regressionsanalytisch wurden die Zusammenhänge zwischen den Media-Investitionen und dem Umsatz über alle Marken modelliert.
Abbildung 4 zeigt das Ergebnis der Modellierung: Der ROI+ von TV und Beilagen ist hoch, der ROI+ von Paid Social beispielsweise fällt im Vergleich dazu relativ niedrig aus.
So ein Meta-Modell kann auch für die Mediaplanung verwendet werden. Wir haben für verschiedene Budgetstufen den optimalen ROI+ berechnet, also den Media-Mix, bei dem alle Kanäle den gleichen inkrementellen ROI ausweisen: den optimierten ROI+.
Bei einer Investition von 5 Mio. Euro (Abbildung 5) und einem optimierten ROI+ von 11,3 sind es vor allem die Kanäle TV, SEA Non-Brand, Online Video und Online Display Brand, die einen großen Budget-Anteil erhalten.
Ab einer Media-Investition von 10 Mio. Euro und einem optimierten ROI+ von 8 wächst der Budgetanteil von TV weiter, wohingegen einerseits der Anteil von SEA Non-Brand reduziert und andererseits der Media-Mix durch neue Kanäle wie Radio erweitert werden sollte.
Bei einer Media-Investition von 15 Mio. Euro und einem optimierten ROI+ von 6 steigt der TV-Anteil nochmals an, wohingegen der SEA Non-Brand Anteil weiter reduziert werden sollte.
Bei einer Media-Investition von 20 Mio. Euro und einem optimierten ROI+ von 5,2 kommen Beilagen als ein neuer Media-Kanal hinzu. Grundsätzlich sinkt der ROI+ bei wachsender Budgethöhe. Hier wird wiederum deutlich, dass der Zusammenhang nicht linear ist, sondern abnehmende Grenznutzen-Effekte existieren.
Wie leitet man nun auf Basis des ROI+ den effizientesten Media-Mix ab?
In einer Simulation für einen Omnichannel Retailer, die auf den Ergebnissen des Meta-Modellings basiert, wurde ein optimierter ROI+ von 5,2 ermittelt, mit dem ein Umsatz von 194,6 Mio. Euro erreicht werden konnte. Im Vergleich zu dem auf den Durchschnitts-ROI optimierten Media-Mix konnte der Umsatz hier um 8,6 Prozent oder 15,5 Mio. Euro gesteigert werden.
In Abbildung 6 wurden für diesen Omnichannel Retailer pro Medium und für unterschiedliche Budgetstufen die jeweiligen ROI+ abgebildet. Der ROI+ von 5,2 dient als Maßzahl: Für TV liegt bei einem ROI+ von 5,2 die Media-Investition bei 8,5 Mio. Euro, für Beilagen bei 2,5 Mio. Euro. Über den ROI+ von 5,2 kann so sukzessive die Budgetverteilung vorgenommen werden.
Vom ROI zum ROI+
Abschließend lässt sich noch einmal festhalten: Eine alleinige Betrachtung des ROI greift zu kurz. Der ROI berücksichtigt die Skalierbarkeit der Medien nicht. Die inkrementelle Leistung wird nicht dargestellt, dabei ist Skalierbarkeit der entscheidende Erfolgsfaktor bei der Planung von Media. Der ROI+ berücksichtigt diese beiden Aspekte und ist somit ein effektives Instrument für die Ausrichtung von Kommunikationsmaßnahmen: Wer nicht auf den ROI+ optimiert, arbeitet nicht mit dem optimalen Budget Share im Media-Mix und verspielt deutliche Effizienzsteigerungen.